Ach, übrigens:

Ich werde dieses Blog erst aufgeben, wenn ich einen Doktortitel habe. Damit ich dem Titel gerecht werde. Doktor der Archäologie, yeah!

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Dingdingding!

Ich habe heute Namenstag.

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Warum ich gerne weine.

Ich habe das letzte Mal vor 10 Jahren in der Öffentlichkeit geweint. Das war in der fünften oder sechsten Klasse, ich kann mich noch daran erinnern, als wäre es gestern. Wir schauten uns mit allen Klassen irgend so ein Antigewalt-Theaterstück an, in der Aula. Bevor wir unseren Klassenraum verließen, sagte unsere schreckliche Klassenlehrerin, dass wir absolutes Redeverbot hätten, sobald wir auf unseren Plätzen säßen. Leider Gottes saß ich aber zufällig vor meinem damals besten Freund, der etwa einen Kopf kleiner war als ich. Er beschwerte sich, dass er nichts sehen könne, ich sagte, dass ich nichts dafür kann. Wir diskutierten, ich bot ihm an, dass wir die Plätze tauschen könnten, schließlich war er mein bester Freund und ich wollte das Stück sowieso nicht sehen. Genau in dieser Diskussion fing das Intro des Stückes an und unsere schreckliche Klassenlehrerin kam zu uns. Nein, besser: Zu mir. Sie tadelte mich, drohte mir irgendwas an und ich musste mich direkt an den Gang neben sie setzen. Ich habe von dem Stück nichts mitbekommen, da ich so sehr in meinen Hass auf meine schreckliche Klassenlehrerin vertieft war. Das Stück ging zu Ende und wir verließen die Aula und gingen wieder in unseren Klassenraum. Ich wusste, dass mir jetzt eine Standpauke vor der ganzen Klasse bevorstand, aber die vorherige Tadelung vor meiner ganzen Klasse und einem Teil der ganzen Schule saß mir so tief im Mark, dass ich beim ersten Wort meiner Klassenlehrerin anfing zu weinen. Ich fühlte mich noch niemals in meinem Leben so ungerecht behandelt. Eigentlich wollte ich doch nur jemand anderem was Gutes tun, aber dafür wurde ich bestraft. Einige Klassenkameradinnen, bei denen ich ab und zu mal zu Besuch war, aber mit denen ich nie richtig befreundet war, versuchten mich zu trösten. Ich fand diese Tröstung so absolut falsch, dass ich noch mehr weinen musste. Mein bester Freund sagte, das sei alles nicht so schlimm, Augen zu und durch. Aber ich fand alles scheiße. Meine Klassenlehrerin, meine Klassenkameraden, meine Schule. Der Tag ging vorbei. Vielleicht beschloss ich an diesem Tag nicht mehr in der Öffentlichkeit zu heulen. Vor meiner Familie weinte ich bis zum Ende meiner Pubertät desöfteren, danach auch nicht mehr. Weil ich keinen Grund mehr hatte. Gott sei Dank. Ich merkte irgendwann, dass Weinen für mich ein persönlicher Vorgang ist. Ein Vorgang, bei dem ich mich ganz auf mich selbst konzentriere und niemand anderes teilhaben soll. Ich will nicht, dass irgendjemand den Grund meiner Tränen herausfindet. Nicht, weil ich mich für diesen Grund schäme, sondern weil ich mich nicht erklären will. Ich weine so oft bei Filmen, dass ich neben meiner Konzentrationsschwäche auch aufgrund meines Hanges zum Weinen bei tollen Bildern und großartiger Musik sehr selten ins Kino gehe. Auch Filmabende mit Freunden verschmähe ich aus demselben Grund. Lieber gucke ich Filme allein, damit ich dabei hemmungslos weinen kann. Als meine Katze starb, dachte ich, dass mich das nur so halbwegs traf, bis ich eines Tages beim Anblick eines Katzenbildes einen ganzen Abend lang im Bett lag und richtig heulte. Neulich saß ich in der S-Bahn und sah an einem Bahnhof ein Plakat, auf dem zwei Orang-Utans abgebildet waren, die sich umarmten. Ich musste beinahe weinen. Einen Tag später fuhr ich am selben Plakat vorbei und guckte es nur wie alle anderen Plakate an. Wiederum ein paar Tage später musste ich wieder fast weinen. Ich kann mich eben nicht erklären und ich will es nicht. Ein anderer schöner Moment war, als wir in diesem Sommer an vier Tagen vor insgesamt 2000 Menschen unser Theaterstück aufführten. Meine Rolle war klein, ich hatte insgesamt drei Sätze, meine Auftritte in einer Sprechrolle (Lady Montague) und einer Komparsenrolle (Ballgast) waren insgesamt zehn Minuten lang. Nach der letzten Aufführung feierten wir ausgiebig, gingen danach noch mit den Übriggebliebenen in eine Kneipe, der Visagist fuhr mich nach hause, ich stieg mit einem freudetrunkenen Lächeln aus dem Auto, schloss die Haustür meiner Eltern auf, zog mich um, putzte mir die Zähne, grinste dabei in den Spiegel, ging in meine Zimmer, legte mich ins Bett und plötzlich wurde mir klar, dass alles vorbei war. Dieses Gefühl des Zusammenhalts des Ensembles; die Insider-Witze; dieser Zufall der letzten Aufführung, als es dann doch noch regnete, aber genau in dem Moment, als die Scheinwerfer ausgingen; die kurzen Anspielungen, wenn man sich traf und in seine Rolle fiel: Alles war vorbei. Ich weinte eine halbe Stunde aus tiefstem Herzen.

"Die meiste Zeit bin ich zu bewusst, um traurig zu sein." Marion, Der Himmel über Berlin

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Meine Damen und Herren,

heute habe ich Namenstag. Zwar begehe ich dieses Fest nicht, aber im Angesicht der Tatsache, dass z.B. meine Brüder 33 bzw. 37x Gelegenheit im Jahr haben zu sagen, dass sie Namenstag haben, sollte man auf diesen einzelnen Tag stolz sein.

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Ich bin wieder 14. Ist noch nicht sooo lange her, aber trotzdem kann ich mich an nicht so vieles erinnern. Vielleicht ist mir 14 zu peinlich. Jedenfalls bin ich gerade frisch in der 9. Klasse. Das ist irgendwie schön, man wird nicht mehr abseits in einem kleinen Neubau untergebracht, sondern ist jetzt im Hauptgebäude. Ich trage einen Mumu, wie mein Bruder es nennt, eine Art Halbmantel mir schwarz-dunkelgrünem Zebralook. Den habe ich vor einem Jahr irgendwo für günstig erstanden. Kurz später werde ich diese Jacke schwarz färben und noch ein-zwei weitere Jahre tragen. In unserer Küche hängen weiße Raufasertapeten. Sie sind etwas gräulich und es müsste renoviert werden. Wird auch bald, sagt meine Mutter. Aber es ist mir ziemlich egal. Tapetenfragen sind nicht mein Lebensinhalt mit 14. Viel mehr ärgere ich mich über meine Mitschüler. Ich habe zwar Freunde, aber irgendwie habe ich mehr die passive Rolle. Denke ich zumindest. Ich habe keine Pickel, jedenfalls nicht oft, wenn, dann nur maximal eine Hand voll am Haaransatz. Allerdings trage ich eine feste Zahnspange. Dazu habe ich mich freiwillig entschieden. Zu der Zeit hasse ich sie, später war das eine gute Sache. Morgens holt mich meine Freundin mit dem Rad zu hause ab. Sie kommt durch den Hintereingang, wünscht meinen Eltern einen guten Morgen und geht dann nach oben in mein Zimmer. Meistens bin ich zu spät; ab und zu taucht sie auf, wenn ich noch im Bett liege. In meinem Zimmer hängen Poster der White Stripes, Kurt Cobain und Nofretete. Ich kriege in meiner Klasse für meine visuelle Aufmüpfigkeit oft einen drüber. Zwei oder drei Monate nach Schulanfang schneide ich meine Haare kurz, zum zweiten Mal in meinem Leben, circa sieben Zentimeter. So kurz waren sie noch nie. Es sieht scheiße aus, mein Gesicht ist zu pummelig. Dennoch trage ich öfter einen Modeiro. Ich bin nicht beliebt, fühle mich eigentlich nur als Mensch, der mit anderen Menschen in einem Raum sitzt. Es gibt keine richtige Klassengemeinschaft bei uns. In meinen Augen sind die meisten, bis auf ein paar Ausnahmen, weit entfernt von mir. Sie sind ebenfalls 14, einige schon 16; der Mathecrack und ich sind die Jüngsten. Generell ist es so, dass ich in den nächsten drei Jahren überall die Jüngste sein werde. Manchmal kotzt mich das an. Die Mädels sehen alle durchschnittlich aus, ich finde sie nicht schön und nicht hässlich. Die Jungs sind für mich weit weg. Auf Parties knutsche ich mit verschiedenen Jungs, die für mich irgendwie nur ein Zeitvertreib sind. Jedoch bin ich über manchen Verlorenen traurig. Ich mache viele Fehler mit 14, wie wohl jeder. Manche will ich nicht einsehen, manche bewerte ich zu stark. Mit der Bewertung hapert es sowieso. Ich mag U2, und zwar ziemlich. Damit liege extrem neben dem Trend, denn U2 scheint die uncoolste Band meines Jahrgangs zu sein. Mir ist das egal. Solange ich nachmittags U2 hören kann. Ich habe die Möglichkeiten des Internets schon entdeckt und besitze nur zwei oder drei gekaufte U2-CDs. Seit dem Ende des letzten Schuljahres hat sich einiges geändert. Ich war auf meiner ersten großen Reise, habe zum ersten Mal geraucht, war zum ersten Mal betrunken. Von kroatischem Rotwein. Das sind meine größten Geheimnisse. Ich habe Angst, dass meine Eltern mich verstoßen, wenn sie es rausfinden. Aber der Sommer war an sich ganz in Ordnung, glaube ich. Es gab gute und schlechte Tage. An den Schlechten hasste ich mich, an den Guten fand ich mich okay. Ich färbe mir oft die Haare, weil ich mich nicht festlegen kann. Vielleicht wäre ich gerne schlanker. Trotzdem bin ich froh nicht am Schulsport teilnehmen zu müssen. Ich fühle mich in Sportkleidung immer sehr unwohl, da ich das Gefühl habe, dass das einfach nicht zu mir passt. Ich habe eine weiße schizophrene Katze, die mich sehr oft kratzt, und zwei Meerschweinchen. Das eine ist ein fetter Diktator und das andere sein Untertan. Der fette Diktator lässt sich gerne streicheln, deswegen streichle ich es oft, obwohl ich das schöne schüchterne Meerschweinchen eigentlich viel lieber mag. Wenn ich traurig bin rede ich viel mit meinen Meerschweinchen, die ungerechterweise im Keller wohnen. Die Katze ist immer draußen und kratzt mich, deswegen streichle ich sie nur manchmal und füttere sie auch nie. Das macht mein Vater. Der füttert auch hauptsächlich die Meerschweinchen. Nur Käfige säubern, das muss ich selber machen. Letzte Woche war ich mit meiner Freundin einkaufen und ich habe mir neue Ohrlöcher machen lassen. Die Verkäuferin hat mich gesiezt, was ich irgendwie cool fand, aber mich auch irritierte. Wenn ich drüber nachdenke möchte ich eigentlich geduzt werden. Manchmal jedenfalls. Das kommt wie die meisten Entscheidungen auf meine momentane Stimmung an.

Diesen Text habe ich vor 2 1/2 Jahren geschrieben und heute etwas abgeändert. Damals schrieb Frau Fragmente einen Text übers Vierzehnsein, aufgrund des Eintrages von GlamourDick.

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Bildungswege.

Zum ersten Mal seit dem Kindergarten komme ich in eine Institution die renoviert ist. Bisher wurde ich von dem Fluch verfolgt, dass nach meinem Abgang von einer Schule diese immer irgendwie erträglicher gemacht wurde. Es fing mit der Grundschule an. Wahrscheinlich wurde dort mein großer Schulhass geprägt. Damals langweilte ich mich oft, störte demzufolge den Unterricht und war schon nach der 2. Klasse unbeliebt bei meiner etwa 90jährigen Klassenlehrerin. Mein Unverständnis für schulische Ungerechtigkeit muss hier irgendwann entstanden sein. In der 4. Klasse schwänzte zum ersten Mal. Nämlich die Blockflöten-AG. Ich hatte keine Lust und den sommerlichen Tag mit Freunden zu verbringen erschien mir eindeutig interessanter. Da meine Fähigkeiten im schulischen Betrug jedoch wie ich in den Kinderschuhen steckten, wurde ich erwischt und aus der Blöckflöten-AG rausgeworfen. Der Niedergang meiner musikalischen Karriere war mir weniger wichtiger als mein gekränktes Ego. Das sollte mir nicht noch einmal passieren: Meine Karriere als Leistungsnachweis-Felix Krull begann.* Die Grundschule war auch schuld an meinem bis heute andauernden Hang zur Verspätung. Da unser Garten nur durch den Garten unserer Nachbarn von der langweiligen Rasenfläche hinter der Schule getrennt war, betrug mein Schulweg von unserer Haustür bis zu meinem Platz etwa eine Minute. Demzufolge stand ich auch immer später auf und gewöhnte mir das Frühstücken ab. Als mein Werdegang mich dann zur Orientierungsstufe verschlug wurde genau in den Sommerferien zwischen der 4. und 5. Klasse die langweilige Rasenfläche hinter der Schule in ein großartiges Actionparadies mit Weidenbaumzelten, Holzpfählen, Hügeln und sonstigem Schnickschnack umgewandelt. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass ich in Mathe und Sport damals fast durchgehend eine 2 hatte. In Sport sogar einmal eine 1. Mein Schulhass konnte sich im Laufe der OS-Zeit nicht zurückentwickeln. Meine neue Klassenlehrerin und ich lehnten uns gegenseitig ab, es blieb in dieser Hinsicht beim alten. Einzige nennenswerte Betätigung lag beim Tischtennisspielen in den Pausen, wobei unsere Klasse die Vormachtsstellung der Tischtennisplatte inne hielt. Der Klassenraum lag direkt neben dem Ausgang, die Tischtennisplatte direkt vor der Tür. Wir waren also als erstes da. Effizienzdenken in der Wegeplanung entstand. Ich schwamm auf der Welle der damaligen Trends mit und probierte mich im Pokémonkartensammeln, Diddlblättertauschen und Center Shock-Essen. Center Shocks finde ich heute noch ganz okay, bei den anderen Sachen war mir der Aufwand, den man betreiben musste um halbwegs eine Sammlung zusammenzuhaben, irgendwie zu groß. In dieser Zeit manifestierten sich meine Knieprobleme und ich durfte laut meinem Orthopäden nicht mehr an meiner geliebten Basketball-AG teilnehmen. Stattdessen wurde ich in den Geschenkebastelkurs abgeschoben. Großer Hass gegen cellophanverpackte Geschenkscheisse, Kitsch und gebastelte Dinge ohne Sinn bildeten sich aus. In dem dreiteiligen A bis C-System der Fächer Englisch und Mathe wurde ich in den Englisch-B- und Mathe-A-Kurs gesteckt. Letzteres ist mein lebenslanger Nachweis dafür, dass mir die Grundrechenarten doch sehr geläufig sind. Im Englisch-B-Kurs schrieb ich die erste 5 meiner Schullaufbahn. Am Ende der OS bekam ich eine Realschulempfehlung. Mein Ego verweigerte aber den Besuch der Mittelschule und so kehrte ich gegen den Willen meiner Klassenlehrerin ins Gymnasium ein. Zwischen der 6. und 7. Klasse wurden irgendwelche Fachräume an der Schule renoviert, leider hab ich vergessen welche. Den Großteil der folgenden Gymnasiumszeit kann man hier nachlesen. Zusammenfassung: Ich wurde Mathe- und Latein-Null, aufgrund meiner Klassenkameraden und Lehrer Misanthrop, Bestieg in Klausuren und meinem Latinum den Gipfel des Felix Krullschen Lebenswandels, lebe nach der Maxime „Nosce te ipsum“ und machte überraschenderweise Abitur. Nach dem Abitur stellte ich fest, dass das Gymnasium renoviert wird. Das Zusatzgebäude bekam ein Stockwerk mehr und der Schulleiter kündigt ab sofort mehr Bausmaßnahmen an. Jetzt komme ich an diese Uni und kann gar nicht fassen, dass hier alles renoviert ist. Hier gibt’s in beinahe jedem Raum Beamer an der Decke. In einem meiner Häupträume besteht sogar die Möglichkeit Vorlesungen über 4 Kameras aufzuzeichnen bzw. übers Internet laufen zu lassen. Und die Heizungen funktionieren, sind abschaltbar und die Fenster lassen sich auch öffnen. Wow.

  • In 14 Jahren Schule wurde ich übrigens kein einziges Mal beim Spicken, Schwänzen oder Abgucken erwischt. Natürlich wird einem öfter mal gesagt man solle in den Arbeiten nicht zum Nachbarn herüberschauen, aber das kommt in den besten Familien vor. In der Oberstufe gab es die vielbeschriebene Situation, dass Lehrer einen zufällig auf der Strasse sehen, obwohl man gerade ihren Kurs „verpasst“ hatte, aber da fielen einem immer wieder Ausreden ein: Zufällig gerade vom Arzt wiedergekommen und Attest vergessen, Kopfschmerzenbeseitigung durch Spaziergang oder ganz beliebt: Studienberatungstermin beim Arbeitsamt.

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Mosaik.

Via wondergirl

(1. Dein Vorname? | 2. Lieblingsessen? | 3. Auf welche Schule bist du gegangen? | 4. Lieblingsfarbe? | 5. Celebrity Crush? | 6. Lieblingsgetränk? | 7. Traumurlaubsziel? | 8. Dein Lieblingsnachtisch? | 9. Was willst du werden, wenn du groß bist? | 10. Was magst du am meisten am Leben? | 11. Ein Wort, das dich beschreibt? | 12. Dein flickr-Name )

  1. Gib deine Antwort auf jede der Fragen ins Flickr-Suchfeld ein.
  2. Such ein Bild von der ersten Seite aus.
  3. Kopiere jeden Bildlink in den Mosaic Maker.

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Ich werde nicht müde es zu erwähnen:

Heute habe ich Namenstag.

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Was soll man denn damit?

Jetzt bin ich Blut- und potentieller Organ- und Knochenmarkspender.

Und ich hab so unheimlich tolle Venen!

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Anfangen.

Ich war nicht im Theater. Das einzige, was ich während der Laufzeit vom Stück hörte, waren einige Rezensionen, viele negativ. Meine Rolle als Statist habe ich übrigens kurz nach der Uraufführung gekündigt, denn ich habe festgestellt, dass selbst das Statistendasein zu viel Zeit meines Lebens in Anspruch nimmt. Ich hatte zwar noch Backstagepässe, aber statt in den Hinterzimmern eines 2.-klassigen Theaterstückes herumzuhängen, habe ich die abgestandene Luft nach kurzer Zeit schon wieder verlassen. Draußen, als ich noch kurz vor dem Hintereingang inne hielt, beschloß ich, dass sich was ändern musste, dass ich was ändern musste.

Und was soll ich sagen. Es war ein schwerer Weg, aber mit jedem Schritt habe ich gemerkt, dass ich das alles schon viel früher hätte machen sollen. Denn ich habe es geschafft. Ich bin nun Intendant meines eigenen Theaters. Das gibt mir die Möglichkeit zu bestimmen, was auf meiner Bühne gespielt wird. Und 2.-klassige Stücke gibt es in diesem Hause nicht. Dafür ist das Leben zu kurz.

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Abschließen.

Momentan scheint sich der Akt von vor 1 ½ Jahren zu wiederholen. Aber ich bin nun Statist, den einen der beiden Hauptdarsteller spiele ich nicht mehr. Ich habe die Rolle selbst aus dem Drehbuch gestrichen. Die Nebenrollen wurden auch zu Statisten, es gibt nur noch einen Hauptdarsteller und die Vorstellung ist diesmal nicht so gut besucht wie damals. Ich weiß noch nicht so genau, ob ich mir das Stück angucken soll, eigentlich kenne ich es ja schon. Und die Uraufführung fand ich nicht so gut. Vielleicht gehe ich nach meinem Part in dem Stück mit den Statisten, die mal Nebenrollen waren, einen Trinken. Wir haben unseren Auftritt zur gleichen Zeit, das passt dann ganz gut. Dann gehen wir raus und werden das Leben genießen. Und nie wieder Theater spielen.

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Man lebt an sich vorbei.

Meine Gedanken stocken. Ich schaffe es nicht zwei Sätze aneinander zu reihen, die irgendeinen Sinn ergeben. Mein ganzes Leben spielt sich nur noch in Notizen, Fragmenten und Stichwörtern ab. Da ist kein roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht, da ist nur ein Zettel, auf dem Wörter ohne Zusammenhang stehen. Eigentlich nicht schlimm, aber das schlimmste ist die Tatsache, dass es mich nicht interessiert. Es ist mir so egal, so egal, denke ich immer wieder. Und warum sollte ich was dagegen unternehmen, es ist mir ja egal, dass es mir egal ist. Das letzte Jahr hat mich zum Indifferentisten gemacht. Es war größtenteils ein entspanntes Jahr, aber auch ein Jahr, in dem ich viel totgeschwiegen habe. Für mich war es in einigen Situationen einfacher zu schweigen, als mich wieder auf unnötige Diskussionen einzulassen, aus denen ich eh als Verlierer herausgehen würde. Mein erstes Jahr in der 11. hat hier seine deutlichen Spuren hinterlassen. Natürlich habe ich auch was gesagt, ich habe meine Meinung abgegeben, aber im Prinzip hat es mir außer Enttäuschung nichts gebracht. Vielleicht, weil es mir egal war, eigentlich, aber ich doch noch irgendwie was sagen musste. Würde ich nun sitzen bleiben, ich könnte nichts dagegen tun. Ich habe eine 5 in Mathe, eine 4- in Bio. Eigentlich kein Problem, da ich Mathe mit einer 3 in Deutsch und Bio mit einer beliebigen 3 in einem Nebenfach – das wären bei mir z.B. Religion, Chemie, Geschichte - ausgleichen kann. Aber ich traue der Regelung nicht mehr, da man sie ja anscheinend außer Kraft setzen kann. Versetzung hängt nur mit Mögen und Nichtmögen, Überredungskünsten und Lügen zusammen. Ich bin unfähig zu reden, unfähig irgendwas zu erzählen. Ich habe Angst vor meinem Abitur. Nicht, weil meine Leistungen zu schlecht sind, das wäre meine eigene Schuld und kein Grund zum Jammern, nein, ich habe Angst vor meinen Lehrern. Ich habe Angst, dass ich wieder „an die falschen gelange“. Meine Englischlehrerin gab mir dieses Jahr mündlich eine 6, dabei habe ich mich gemeldet. Nicht übermäßig viel, es wäre maximal eine 4-. Aber wieso kriege ich in Mathe, wo ich mich nur einmal im zweiten Semester gemeldet habe, dann eine 5 mündlich? Vor genau einem Jahr riss ich mir den Arsch auf, um das Jahr noch zu schaffen. Als ich dann sitzen blieb, lieferte mir mein Klassenlehrer nur irgendwelche Ausreden für die – in meinen Augen – stattfindende Ungerechtigkeit. Er redete sich da irgendwie raus, wollte damit nichts mehr zu tun haben. Ich habe das alles nicht verstanden. Für mich war es klar, dass alles meine Schuld war. Dass eigentlich alles, was in dem Jahr in nicht nur meinem Leben schief lief, meine Schuld war. Und dass meine Lehrer genau dasselbe dachten. Ich fühlte mich schuldig. Ich war in meinen Augen der letzte asoziale Trottel und dachte, dass mir die gesamte Welt genau das vorwirft. Ich muss mich damit abfinden, dass Menschen, die mir diese Meinung vermitteln wollen, nicht gut für mich sind. Vielleicht bin ich asozial, vielleicht bin ich ein egoistischer Großkotz, aber ich bin nicht für alles Übel dieser Welt verantwortlich. Es hat ein Jahr gedauert das zu lernen. Es hat 4 Wochen gedauert, bis ich Menschen gefunden habe, denen es egal ist, was ich tue. Die wissen, dass jeder seine Fehler hat und diese Fehler mitunter amüsant sind. Jeder macht sich über die Fehler des anderen lustig, aber es ist auf eine Weise, in der alle damit einverstanden sind und es keine Verlierer gibt. Und es brauchte keine Worte, um das zu erklären.

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Ich.

(Schweigen).

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