Pro7 ist mein neues RTL! (... mmh, RTL ...)
Wer jetzt diesen Sender einschaltet, sollte es eigentlich nicht tun, sieht dann aber die schärfsten Klingen der Welt. Das ist wahrscheinlich ein Best of aller Messersendungen.
(Aaaaarrrrrrrrrrr!!!)
und ich studiere jetzt Kunstgeschichte und Philosophie. Der NC von 1,7 für Soziologie war mir dann doch zu hoch.
140 Jahre Lichtzeichenanlage.
Wenn man umzieht, dann ist es wichtig sich ein neues stabiles Umfeld aufzubauen. Tut man das nicht, so droht man mit dem Typen zu sympathisieren, der abends die Schranke zum Parkplatz des gegenüberliegenden Supermarktes schließt. Das ist übrigens mein Nachbar. Oder der Besitzer des türkischen Restaurants unter mir. Oder der Hausmeister. Oder der Typ, der ein Taxi besitzt, es aber scheinbar nie für kapitalistische Zwecke einsetzt.
So genau habe ich das noch nicht raus. Es ist aber unumstritten, dass der Mann, welcher die Schranke des Aldiparkplatzes jeden Abend um Zwanziguhrfünfzehn (außer Sonntags; für Sonntag hat er die Schranke am Samstag um Zwanziguhrfünfzehn ja schon geschlossen) schließt, irgendeine Position hier im Hause bekleidet.
In den letzten zwei Wochen verschrieb ich mir notgedrungen eine strenge asketische Auszeit von diesem wunderlichen Ding namens Internet. Verpönt bei älteren Menschen, verhasst bei Jugendhelfern und Sozialpädagogen. Da mir als zeitgemäßes Kind dieser als schnelllebig beschriebenen Kommunikationsgesellschaft nun die Kommunikation für die Gesellschaft fehlte, suchte ich Genugtuung, Wissen und Unterhaltung im Fernsehen.
Viel hat es mir nicht gebracht. Im Gegenteil: Ich hatte den empirischen Beweis, dass Fernsehen kein Ersatz für die Gesellschaft ist. Angenehmer, aber auch nicht hundertprozentig befriedigend, manchmal aber dann doch, ist es da schon mit seinen Liebsten über dieses wunderliche Ding namens Internet zu kommunizieren.
Allerdings konnte ich mein Wissen ein wenig erweitern. So sah ich Reportagen über die Kartoffelernte in Ostdeutschland, Secondhandkaufhäuser in Hamburg, Dorffrauen im Himalaja, getunte Karren in den USA und Beschwerdechören auf der ganzen Welt. Ganz recht, Beschwerdechöre. Ich lachte gefühlvoll in meine einsame Wohnung, so großartig kam mir diese Idee vor. Wie sollte man schließlich seine Unbehaglichkeit gegenüber den Fehlern dieser Welt besser ausdrücken können, als über Gesang? Ja, über das Malen und Dichten vielleicht, aber damit reiht man sich doch in die lange Liste der Leute, die dafür verantwortlich sind, dass die Kunst heutzutage und eigentlich immer schon nichts anderes ist und war als das zu Papier gebrachte Rumgejammere einiger sensibler und kreativer Menschen.
Ich hätte auch schon eine neue Idee für die zukünftigen Gesangsstunden des Beschwerdechors:
Liebe Menschen, hören Sie bitte damit auf an Unfällen in der Nähe des Kreuzes Lotte/Osnabrück teilzunehmen! Und hören Sie bitte auf katholisch zu sein! Beides steht in keinem direkten Zusammenhang, jedoch ist es trotzdem ratsam dem Showbereich des Katholizismus zu entsagen und sich mehr auf die Kleinkunstveranstaltungen dieser Sparte zu besinnen. Ich sah kürzlich einen Bericht über den Papst, welcher anlässlich der 150 Jahre Marienerscheinungs-Show in der High Society-Metropole Lourdes verweilte. Zeitgleich liefen viele Berichte über Pilger aller Herren Länder. Den Sinn des Pilgerns möchte ich dabei gar nicht so sehr in Frage stellen, schließlich habe ich mit meinem Fernsehpilgern, welches mich unter anderem auch in die berühmt-berüchtigten deutschen Wohnzimmer führte, festgestellt, dass fernsehen und berühmt-berüchtigte deutsche Wohnzimmer keine Geschenke Gottes sind. Jedoch hat mir das Pilgern bei dieser Wahrheitsfindung geholfen und so hoffe ich, dass die Menschen vielleicht auch einmal vom Katholizismus wegpilgern. Beiläufig und ohne böse Hintergedanken soll hier noch erwähnt werden, dass Mademoiselle Soubirous die Heilige Mutter Gottes am 11. Februar sah erschien und nicht Mitte September. Gewiss, ihre Exhumierungsfeierlichkeit könnte man am 22. September auch feiern, jedoch jährt sich dieses Ereignis in diesem Jahr erst zum 99. Male. Jedoch sei auch gesagt, dass es die christlichen Religionen mit Begehung von Feiertagen nicht so genau nimmt, was die Österlichkeit belegt. Schuld am Osterdatumskuddelmuddel sind übrigens die Evangelisten; die haben es damals nicht so genau genommen mit der Zeit. Schuld an der Verschiebbarkeit des Datums ist allerdings Kaiser Konstantin. Diesen Beschluss kann man als Historiker im kommenden Mai zum 1684. Male huldigen. Als Christ ist das Fest dagegen eher um die Jahreswende 2009/2010 zu feiern.
Wenn man in die Zahl 1684 einen Zahlendreher (Notiz an mich selbst: Zahlendreher in die Liste der schrecklichen Wörter aufnehmen, direkt unter Schlemmen schreiben) einschleichen lässt, so hat man das Datum 1648. In diesem Jahr passierte so gesehen recht wenig, es starben ein paar Leute, es wurden welche geboren und alles nahm seinen Lauf. Allerdings munkelt man in der Historikerszene, dass dieses Jahr so wie die 30 Jahre zuvor vielleicht Schuld sein könnten an den Weltkriegen. Für mehr Informationen fragen Sie bitte das wunderliche Ding namens Internet nach dem Westfälischen Frieden.
Da die Osnabrücker aber über die weise Voraussicht einer zugedröhnten delphischen Orakeldienerin verfügten, bauten sie schon vorsorglich Krankenhäuser. Dabei haben sie jedoch nicht bedacht, dass die Menschheit in ihrer Masse geradezu explodieren könnte und bauten diese Krankenhäuser direkt in die Innenstadt. Damals dachte man sich noch: „Gut, dass wir dieses Krankenhaus hier in die Innenstadt gebaut haben, so können wir unseren lieben Bürgern schnell zur Hilfe eilen!“. Dieser Gedanke geht in der heutigen städtischer Struktur nicht mehr auf. Die lieben Bürger brauchen sicherlich oft noch Hilfe, aber mittlerweile haben sie ihre Sesshaftigkeit aufgegeben um in weiter Ferne vornehme Gewänder, teure Gewürze und edle Rösser zu erstehen. Oftmals stellen sie erst nach dem geschlossenen Handel in weiter Ferne fest, dass alle erworbenen Gewänder, Gewürze und Rösser nicht in ihren Kleinwagen passen. Na gut, die ersten paar hundert Kilometer geht das noch, aber irgendwann wird der Geist müde, die Augen schwer und – wumms – dann ist es passiert! Einen Moment am Kreuz Lotte/Osnabrück nicht aufgepasst und schon einen Unfall gebaut. Dabei war man doch fast schon zuhause. So ein Ärger.
Personenschäden gibt es an dieser Stelle glücklicherweise nicht. Gut, dass der bis jetzt nicht genau erwähnte Handlungsreisende von einer Pilger- und Konsumautofahrt aus Lourdes kommt.
Nur das edle Ross, welches anscheinend und im Hinblick auf das Ende des Satzes glücklicherweise nicht katholisch war, hat das Zeitliche gesegnet. Aber ein großer Verlust ist dies auch nicht, schließlich kann man aus seinem Fellkleide noch edle Geigenbogenbespannungen, noch edlere Aquarellpinsel und nicht so edle Wurst herstellen. Doch wozu haben die Osnabrücker heutzutage noch Krankenhäuser, wenn edle Rösser gutherzige Katholiken schützen? Also ruft der Handlungsreisende, von dem wir bis jetzt nur wissen, dass er katholisch, gutherzig und handlungsreisend ist, einen Krankenwagen von der nächsten Notrufsäule. Sofort springen einige Kilometer weiter ebenfalls gutherzige Notfallsanitäter in einen roten Kasten und hasten zum Handlungsreisenden. Dabei haben sie es eilig, sie wissen nicht, wie es dem Ziel ihres Ausfluges geht. Gehetzt schalten sie Blaulicht und Martinshorn an und bahnen sich ihren Weg über die Martinistrasse zur Autobahn.
Dort stehe ich wie City am Fenster und stelle Studien über das Ausweichverhalten der osnabrückschen Autofahrer bei nähernden Rettungsfahrzeugen an. Es steht nicht gut für beide Parteien. Und plötzlich passiert genau das, wofür ich die Städteplaner und Krankenhausgründer hasse: Der Krankenwagen stört die majestätische Ruhe der Rotphase. Die Wogen des Verkehrs branden entweder an meinen Fensterscheiben oder in meinem Gehörgang. Alle 30 Sekunden scheint es, als komme in diesem Sturm der Gewalten eine kleine weiße Möwe, welche auf den eigenen Schultern landet und einem mit dem Handtuch des Vergessens sanft die Stirn abtupft. Dann fliegt sie wieder los und der Sturm geht weiter.
Aber ich will nicht jammern, schließlich bin ich nicht immer ein ewig jammernder Künstler. Eigentlich habe ich mich an den Verkehrslärm ganz gut gewöhnt. Bis eben auf diese Krankenwagen. Oder Zivilstreifen, sehe ich gerade. Schönere Geräusche sind da schon quietschende Reifen (Merke: Quietschen diese länger als eine Sekunde folgt darauf Knallen).
Oder Vogelgezwitscher.