Mein familiärer Geduldsfaden riss gerade.

Mein Bruder schenkt meiner Mutter eine Schere ("Die hat voll gute Griffe") und meinem Vater ein paar Gartenhandschuhe. Und ich dachte ich wäre einfallslos, mit meinem Buchgutschein... Und weil ich gerade am Gutschein-Einpacken bin, darf ich seine Sachen auch mit einpacken.

Ich hab keine Lust mehr auf Weihnachten. Alle wieder am Motzen hier. Und morgen noch zu meiner scheiss Verwandtschaft. Meine Mutter sagt sogar, mein Vater und ich sollen diesmal bis zum Ende da bleiben. (Warum zerstreitet sich meine Verwandschaft nich endlich bis zu dem Punkt, an dem man sich nicht mehr sehen möchte?)

Ich mag nich. Hier unten kommt alle 20min jemand rein um zu überprüfen was ich hier mache. Und gleich steht mein Bruder auf und nervt wieder rum (Ich würde hier alles kaputtmachen, ich hätte hier nichts zu suchen, er sei dran, ...)

Ich fass es nich. Ich fass es nich. Diese unglaubliche Dekadenz... Mutter: "Und, was hat er gesagt? Hat er dir Johanniskraut verschrieben?" Ich: "Nein, n Antidepressivum." Mutter: "...das willst du doch wohl nicht nehmen!" Ich: "Warum nich? Was soll ich sonst tun?" Mutter: "Damit ist nicht zu spassen, mit solchen Mitteln!"

Ach was. Schön, dass meine Eltern sich um mein Wohl sorgen......

Mein Bruder ist auffallend... ja, man könnte es fast "freundlich" nennen. Ich bekomme sogar richtige Antworten (!) auf meine Fragen.

Mir tuts jedesmal in der Seele weh, wenn ich nachts nach hause komme und meine Eltern wecken muss, um ihnen zu sagen, dass ich wieder da bin. Aber was soll man machen, als Jugendliche.

Meine Mutter fragte mich in den letzten 2 Tagen wohl 5 mal, auf welches Konzert ich denn gehe und wann das wäre. Und ich sag ihr jedes mal: 10.12., Toten Hosen. Und sie sagt darauf jedes mal: "Ach, und ich dachte das waren die Fantastischen Vier."

Mein Bruder (also der gute Bruder, der aus Berlin) kommt bald zu besuch. Diese oder nächste Woche oder so. Das is in dem Sinne gut, weil es endlich Grünkohl gibt. Mutter meint, das lohnt sich nich, das nur für zu dritt zu machen. Also bald lecker Grünkohl.

Hahaha. Ich schrieb heute einen "RZ auf 1"-Dings, in dem es um meinen asozialen Bruder geht (der mit den Baguettes-wegfressen und der Angewohnheit, seine Wäsche bei Muttern waschen zu lassen). Vorhin wollt Mutter natürlich wissen, was ich heute so tat. Ich erzählte ihr davon. Und sie war entsetzt. Nicht, dass das in erster Linie da steht, sondern, dass ich so ne Einstellung meinem Bruder gegenüber habe. "Soll er die Miete etwa selber bezahlen?!", so mein Vater. Nein. Er soll einfach nich länger hier zu hause rumnerven, meinen Eltern übermässig auf der Tasche liegen, weil er das Geld, was er verdient, jedes Wochenende auf den Kopf haut, und er soll nicht immer alles wegfressen. Das is asozial, unhöflich, unselbstständig und arrogant. Herrschaftszeiten!

Meine Mutter bezieht jede meiner Handlungen aufs Praktikum. So hatte ich eben ein paar Poster auf meinem Fussboden ausgebreitet, unschlüssig darüber, ob ich diese noch aufhänge oder nicht. Da kommt sie rein und fragt: "Brauchst du das fürs Praktikum?" Und sie hält mich für einen Märthyrer: "Ich hab keine Lust, ich muss noch die blöde Mappe vorbereiten." "Du hast doch noch den ganzen Tag und die ganze Nacht Zeit." "...irgendwann muss ich auch nochmal schlafen."

Mein Bruder wohnt hier nich mal mehr und jeden Samstagnachmittag muss der irgendwas an der Internetverbindung verstellen. Und dann immer dieses "Das muss so." Bis jetzt isses dadurch noch nie besser gewesen. Mein Bruder überschätzt sich manchmal, glaube ich. Man. Der soll zurück dahin, wo er Freitags immer herkommt. (Wenn der mir meine Pizzabaguettes nochmal wegfressen sollte, ICH BRING IHN UM!!)

Meine Eltern kamen grad wieder. Was bringen sie mir mit? Ein Ampelmännchen-T-Shirt. Haha, was fragen sie mich: "Weisst du überhaupt was das is?" Nein, ich war ja noch nie in Berlin... Und ganz ostfriesisch das erste was sie wollten: "...setz eben Teewasser auf."