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Mittwoch, 7. April 2004
Grenzdebile Vormittage. DocDee - 07.04.04, 08:29h -
Wenn man es nicht gewohnt ist Vormittags wach zu sein, dass heisst, wenn man es seit knapp zwei Wochen nicht gewohnt ist, dann fühlt man sich Vormittags wie ein polnisches Strassenkind, das nicht weiss was es mit sich anfangen soll. Frühstücken kann man nicht. Dazu ist es zu früh. Frühstücken kann man ab 12.00h. Frühstücken ist sowieso ein ziemlich überflüssiges Wort, da die Bezeichnung "früh" relativ ist und sich dem Benutzer anpasst. Meine Eltern frühstücken um 8.00h., meine Oma um 6.30h. Ich frühstücke gar nicht. Und wenn, dann ab 12.00h. Für alles, was ich davor esse, gibt es keine Bezeichnung. Zwischenmahlzeit. Was macht man eigentlich konkret beim Frühstück? Das perfekte Familienfrühstück muss aus Brötchen, Honig, Erdbeerkonfitüre, Tee, Butter (keine Magarine!) und frischer Vollmilch bestehen. Vielleicht auch noch aus Cornflakes oder zumindest Müsli. Ich habe noch nie in meinem Leben so gefrühstückt. Das liegt wahrscheinlich daran, dass nie jemand Brötchen holen gehen will, der Honig immer vergammelt und Butter und Vollmilch nur auf ausdrücklichen Wunsch da sind. Auch sonst würde ich es vorziehen alleine zu frühstücken und nicht mit meinen Eltern. Meine Eltern wollen beim Frühstück nämlich ruhe. Sie sagen, dass sei die einzig ruhige Tageszeit für sie. Ich höre beim Essen lieber Musik. Kein Radio! Gutgelaunte Radiomoderatoren, die am laufenden Band schlechte Witze machen verderben einem leicht den Tag. Radiohören kann man sowieso nur nachts tun, weil einem keiner dazwischen quatscht. Und der - nennen wir ihn doch ruhig Teenie-Sender - N.Joy wiederholt die "Angesagtesten Superhits!" alle 2h, so dass man an einem Vormittag das gesammte Sendeschema auswendig lernen kann. Man kann schon Radio hören, aber dazu muss man "Im Sektor" oder in Berlin wohnen. Oder einen Kabelanschluss haben. Der reicht aber nur bis zum "Sektor". Aber zurück zur ursprünglichen, eigentlichen Überlegung: Was tut man Vormittags? Passiv fernsehen wäre eine Möglichkeit. Man schaut zwar fern, realisiert aber nicht wirklich das, was man anguckt. Die Informationen wandern ins Kurzzeitgedächtnis, werden da vom Gehirn wie Porzellanteller fallen gelassen und zerscheppern leise. Das ist wahre Zeitverschwendung. Aber genau das will man doch vormittags: Zeitverschwenden. |