Freitag, 7. Januar 2005

Zahnarztbesuch, halbjährlicher

Heute um 16.30 Uhr: Meine Zahnärztin schaute mich über ihre Brillengläser hinweg an, in beiden Händen irgendwelche Instrumente, und sagte skeptisch: „Wie ist das denn mit Alkopops und so. Ich mein, ihr Jugendlichen…und so Eistee und so was?“ Ich darauf: „Nee, so was trink ich eigentlich nicht.“ Sie: „Nicht?“ Ich: „Ganz und gar nicht“ Sie: „Und… Anorexie und Bulimie… du bist ja ganz schön schlank geworden.“ Ich bin leicht irritiert, denn weder habe ich Magersucht, noch Bulimie, noch bin ich schlanker geworden. Ich: „Äh… nein, eigentlich nicht.“ Sie: „Na, bei Mädchen in deinem Alter ist das ja ungewiss und meistens sind das ja die Zahnärzte, die so was dann Bemerken, weil die Magensäure die Zähne kaputt macht.“ Ich: „Nein, wirklich nicht!“ Das bisschen Zahnstein und Flouridmangel. Außerdem trinke ich größtenteils nur Weizenbier. Schön sind auch immer die ganzen tollen Neuerungen, die sie jetzt hat, sei es auch noch so bescheuert. Letztes Mal kam sie mit einem Eisspray („Das hab ich jetzt neu, wollen wir das mal ausprobieren?“), heute stellte sie mir einen Lappen vor, aus einem Joop-T-Shirt gemacht, mit dem man ganz toll den Wintergarten säubern könne. Im Wintergarten der Praxis lag dann auch ihr Yorkshire Terrier, der etwas traurig-irritiert den Joop-Wendelappen anguckte. Später dann, ich stehe an der Rezeption, sagt sie: „Wegen den Zahnschmerzen oben rechts, da kannst du dann ja mal in 2 Wochen wiederkommen, dann röntgen wir das und machen noch [Kompliziertes Wort] und ein [Vergessen]. Oh, siehst du da?“ Sie zeigt auf mein Gesicht, zerrt mich zum Spiegel: „Da sieht man ganz genau wo ich betäubt hab. Der weiße Fleck da, das sind Durchblutungsstörungen.“ Die Betäubung, die ich vorhin bekam, war irgendwie klasse. Der Schmerz der Nadel, die in mein Zahnfleisch sticht und Betäubungsmittel abgab, zog vom letzten Zahn der oberen Zahnreihe links bis hoch zum linken Auge, welches sofort anfing zu tränen. Ich glaube ich werde später Anästhesist. Das ist einfach faszinierend, wie man mit ein bisschen Flüssigkeit Nerven außer Gefecht setzen kann. Aber Anästhesisten sind immer übermäßig freundliche Menschen mit einem scheiß Sinn für Humor. Man könnte fast sagen Galgenhumor. In dem Moment, in dem man auf einen Anästhesisten trifft, ist man aber eigentlich nicht zu Scherzen aufgelegt. Aber Betäubungen beim Zahnarzt sind eigentlich eine sehr gute Einrichtung. Man spürt nichts, kriegt vor allem keine Krämpfe in den angespannten Gliedmaßen und kann später noch auf seiner betäubten Zunge Rumbeißen und gucken, welche teile des Gesichtes noch betroffen sind. Obwohl ich mir mit der halbbetäubten Zunge ein wenig vorkomme wie Stimpy.

Heute um 20.20 Uhr: Gerade war ich dann chinesisch essen. Aufregendes Erlebnis mit dem Mineralwasser: Links – betäubt – war es warm und schmeckte nach Zitrone und rechts – unbetäubt – war es kalt und schmeckte mineralwässrig.