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Freitag, 28. November 2008
Ankündigung. Weil mir in so vielen Vorlesungen oft so langweilig ist gibt es demnächst docdiary:illustrated. Mit Jochen, dem Denkrochen.
Ich bin wieder 14. Ist noch nicht sooo lange her, aber trotzdem kann ich mich an nicht so vieles erinnern. Vielleicht ist mir 14 zu peinlich.
Jedenfalls bin ich gerade frisch in der 9. Klasse. Das ist irgendwie schön, man wird nicht mehr abseits in einem kleinen Neubau untergebracht, sondern ist jetzt im Hauptgebäude. Ich trage einen Mumu, wie mein Bruder es nennt, eine Art Halbmantel mir schwarz-dunkelgrünem Zebralook. Den habe ich vor einem Jahr irgendwo für günstig erstanden. Kurz später werde ich diese Jacke schwarz färben und noch ein-zwei weitere Jahre tragen.
In unserer Küche hängen weiße Raufasertapeten. Sie sind etwas gräulich und es müsste renoviert werden. Wird auch bald, sagt meine Mutter. Aber es ist mir ziemlich egal. Tapetenfragen sind nicht mein Lebensinhalt mit 14.
Viel mehr ärgere ich mich über meine Mitschüler. Ich habe zwar Freunde, aber irgendwie habe ich mehr die passive Rolle. Denke ich zumindest. Ich habe keine Pickel, jedenfalls nicht oft, wenn, dann nur maximal eine Hand voll am Haaransatz. Allerdings trage ich eine feste Zahnspange. Dazu habe ich mich freiwillig entschieden. Zu der Zeit hasse ich sie, später war das eine gute Sache.
Morgens holt mich meine Freundin mit dem Rad zu hause ab. Sie kommt durch den Hintereingang, wünscht meinen Eltern einen guten Morgen und geht dann nach oben in mein Zimmer. Meistens bin ich zu spät; ab und zu taucht sie auf, wenn ich noch im Bett liege.
In meinem Zimmer hängen Poster der White Stripes, Kurt Cobain und Nofretete.
Ich kriege in meiner Klasse für meine visuelle Aufmüpfigkeit oft einen drüber. Zwei oder drei Monate nach Schulanfang schneide ich meine Haare kurz, zum zweiten Mal in meinem Leben, circa sieben Zentimeter. So kurz waren sie noch nie. Es sieht scheiße aus, mein Gesicht ist zu pummelig. Dennoch trage ich öfter einen Modeiro. Ich bin nicht beliebt, fühle mich eigentlich nur als Mensch, der mit anderen Menschen in einem Raum sitzt. Es gibt keine richtige Klassengemeinschaft bei uns. In meinen Augen sind die meisten, bis auf ein paar Ausnahmen, weit entfernt von mir. Sie sind ebenfalls 14, einige schon 16; der Mathecrack und ich sind die Jüngsten. Generell ist es so, dass ich in den nächsten drei Jahren überall die Jüngste sein werde. Manchmal kotzt mich das an.
Die Mädels sehen alle durchschnittlich aus, ich finde sie nicht schön und nicht hässlich. Die Jungs sind für mich weit weg. Auf Parties knutsche ich mit verschiedenen Jungs, die für mich irgendwie nur ein Zeitvertreib sind. Jedoch bin ich über manchen Verlorenen traurig.
Ich mache viele Fehler mit 14, wie wohl jeder. Manche will ich nicht einsehen, manche bewerte ich zu stark. Mit der Bewertung hapert es sowieso.
Ich mag U2, und zwar ziemlich. Damit liege extrem neben dem Trend, denn U2 scheint die uncoolste Band meines Jahrgangs zu sein. Mir ist das egal. Solange ich nachmittags U2 hören kann. Ich habe die Möglichkeiten des Internets schon entdeckt und besitze nur zwei oder drei gekaufte U2-CDs.
Seit dem Ende des letzten Schuljahres hat sich einiges geändert. Ich war auf meiner ersten großen Reise, habe zum ersten Mal geraucht, war zum ersten Mal betrunken. Von kroatischem Rotwein. Das sind meine größten Geheimnisse. Ich habe Angst, dass meine Eltern mich verstoßen, wenn sie es rausfinden. Aber der Sommer war an sich ganz in Ordnung, glaube ich. Es gab gute und schlechte Tage. An den Schlechten hasste ich mich, an den Guten fand ich mich okay. Ich färbe mir oft die Haare, weil ich mich nicht festlegen kann. Vielleicht wäre ich gerne schlanker. Trotzdem bin ich froh nicht am Schulsport teilnehmen zu müssen. Ich fühle mich in Sportkleidung immer sehr unwohl, da ich das Gefühl habe, dass das einfach nicht zu mir passt.
Ich habe eine weiße schizophrene Katze, die mich sehr oft kratzt, und zwei Meerschweinchen. Das eine ist ein fetter Diktator und das andere sein Untertan. Der fette Diktator lässt sich gerne streicheln, deswegen streichle ich es oft, obwohl ich das schöne schüchterne Meerschweinchen eigentlich viel lieber mag. Wenn ich traurig bin rede ich viel mit meinen Meerschweinchen, die ungerechterweise im Keller wohnen. Die Katze ist immer draußen und kratzt mich, deswegen streichle ich sie nur manchmal und füttere sie auch nie. Das macht mein Vater. Der füttert auch hauptsächlich die Meerschweinchen. Nur Käfige säubern, das muss ich selber machen.
Letzte Woche war ich mit meiner Freundin einkaufen und ich habe mir neue Ohrlöcher machen lassen. Die Verkäuferin hat mich gesiezt, was ich irgendwie cool fand, aber mich auch irritierte. Wenn ich drüber nachdenke möchte ich eigentlich geduzt werden. Manchmal jedenfalls. Das kommt wie die meisten Entscheidungen auf meine momentane Stimmung an.
Diesen Text habe ich vor 2 1/2 Jahren geschrieben und heute etwas abgeändert. Damals schrieb Frau Fragmente einen Text übers Vierzehnsein, aufgrund des Eintrages von GlamourDick. Raten Sie mal DocDee - 28.11.08, 00:55h - freunde des hauses
wer demnächst die tolle Frau Fragmente besucht. |